Zur Zeit seiner urkundlichen Ersterwähnung am 28.12.1216 war Zehdenick ein idyllisches Fischerstädle am Havelufer und schon zu diesen Zeiten überquerte eine Furth die Havel.
Askanier haben hier schon frühzeitig eine Burg zum Schutz gegen Pommern und Dänen angelegt, an die sich dann das städtische Gemeinwesen anlehnte.
Als Stadt wird Zehdenick 1281 erstmals bezeichnet, während das Zisterzienser-Kloster bereits 1250 existierte. Durch das Auftreten des sogenannten Wunderblutes wurde Zehdenick zu einem stark besuchten Wallfahrtsort, das brachte dem Kloster und der Stadt gute Einkünfte. Durch diese konnte die Stadt seinen Grundbesitz und seine Grenzen wesentlich erweitern.
Um diesen Besitz wurde zwischen Mecklenburg und Brandenburg eine Zeitlang hart gekämpft. Brandenburg zog den Kürzeren, denn 1366 konnte Herzog Johann von Mecklenburg Zehdenick als ein Pfand vergeben. Jedoch mit Beginn des 15. Jahrhunderts befindet sich die Stadt dauernd bei Brandenburg.
Im Jahre 1416 gibt der brandenburgische Landesherr Zehdenick an den Ritter Gereke von Holtzendorff. Zehn Jahre später wird dem gestattet „100 Schock böhmischer Groschen an und auf unserem Schlosse Zehdenick an burglichem Bau und an der Mühle zu verbauen“.
Nach Holtzendorff ziehen die von Arnim in das Schloss ein und setzen sich so dauernd und sicher fest, dass sie sogar ein besonderes „Haus Zehdenick“ ihrer Stammlinie hier begründen. Es gilt als sicher, dass sie die Erbauer eines stattlichen Renaissancehauses waren. Im 30-jährigen Krieg -1631- wurde das Schloss das Opfer eines Großfeuers.
Bereits 1438 war Zehdenick ein Industrieort mit einem Eisenhammer, der den um Zehdenick reich vertretenden Raseneisenstein verarbeitete. 1580 kam noch ein Blechhammer hinzu. Durch die Einwirkungen des 30-jährigen Krieges wurde der Hammer vorübergehend stillgelegt. Als dann aber das Amt Zehdenick eingerichtet wurde, erinnerte man sich auch dieser wichtigen Industriestätte wieder und fachte die „Luppenfeuer“ von neuem an.
Im Jahre 1577 zeigt sich die Bedeutung der Stadt in anderer Hinsicht. In der Stadt werden 149 Bürger gezählt, „so Brauerben gewesen“ – die Brauindustrie in den 82 Häusern des Ortes war also auf das höchste entwickelt und die ganze Umgegend drei Meilen in der Runde wird mit Zehdenicker Bier verlegt. Noch im Jahr 1711 gab es die sogenannte „Klosterlauge“.
Um 1666 legten zwei Hugenotten den ersten Hochofen an. Zehdenick wurde eine brandenburgische Waffenschmiede. Die Herstellung von Munition für die Armee des Großen Kurfürsten stand damals im Vordergrunde, sogar der Pachtbetrag für den Hochofen wurde in „Munition“ entrichtet.
1710 wurden Kugeln, Bomben, Granaten,, ferner Töpfe, Grapen, Kunstfüße, Ofenplatten, Schmiede-hämmer, Ambosse, Röhren, ja sogar Kirchenglocken gegossen.
Das Hüttenwerk ging 1817 ein. Noch heute erinnert die Bezeichnung „Schmelzstraße“ an den Standort und diese Zeit.
Die zweite wichtige Industrie waren die Mühlen. Es gab eine Papiermühle, Ölmühle, zwei Kornmühlen, Schneidemühle und Lohmühle. Schon zu Anfang des 13. Jh. ist die Havel durch Aufschütten eines Mühlendammes aufgestaut worden. Die dadurch gewonnene große Wasserkraft ergab ideale Verhältnisse für das Betreiben der Mühlen.
Die günstige Lage Zehdenicks an einem stark benutzten Verkehrsweg ist der Stadt aber auch mehrmals zum Verhängnis geworden. Brand, Krieg, Plünderungen, Pest und Wiederaufbau beenden die mittelalterliche Geschichte.
Im Jahre 1801 traf Zehdenick ein erneuter Schicksalsschlag. Ein Brand legte die gesamte Stadt in rasender Geschwindigkeit in Schutt und Asche.
1806, der Wiederaufbau der Stadt war gerade vollendet, hatte die Stadt durch massenhafte Einquartierungen und Ausplünderung durch die napoleonischen Söldner sechs Jahre lang zu leiden.
In der Folgezeit entwickelten sich jedoch Handel und Gewerbe und nach dem Kriege von 1870-1871 strebte man der Industrialisierung zu.
Mit dem Bau der Eisenbahnbahnstrecke Löwenberg – Templin fand man hier riesige Tonvorkommen die zum Bau von zahlreichen Ziegeleien führten und Zehdenick zum größten Ziegeleistandort in Europa machten.
Davon profitierte schon seit jeher einer der größten Gewerbezweige unserer Stadt, die Schifffahrt. Durch den Transport der Ziegelsteine wurde die Schifffahrt zu einem starken Wirtschaftsfaktor.
Das Jahr 1900 führte zur Eingemeindung der Vororte Damm, Hast, Amtsfreiheit, Kamp und zu einem wirtschaftlichen Aufschwung.
Durch den ersten und der zweiten Weltkrieg gab es wieder viele menschliche aber auch wirtschaftliche Verluste.
1945, die Stadt war fast unzerstört, musste man sich in der russischen Besatzungszone neu orientieren, die Gründung der DDR miterleben und viele Jahre später 1989, eine erneute politische Wende.
Stadtarchivarin
Margitta Gatzke